20 Ohrerkrankungen, von denen du gehört haben solltest

Unser komplexes Ohr kann vielfältige Erkrankungen oder Entzündungen erleiden.

Veröffentlicht am: 22.4.2022
Autor/in: Janine
Lesezeit: Minuten

Schmerzen im Ohr hat jeder schon kennengelernt. Kinder häufiger als Erwachsene. Ich kann mich noch an die Schmerzen als Kind erinnern, als ich eine Mittelohrentzündung vom Baden im Urlaubspool hatte. Es war eine Qual, kann ich euch sagen. Dies wünscht man niemanden. Denn eines der fünf klassischen Sinnesorgane des Menschen ist das Ohr, es ist ein sehr empfindliches und komplex aufgebautes Organ. Es ermöglicht uns das Hören und ist für unseren Gleichgewichtssinn zuständig. Sollte sich unser Ohr entzünden oder erkranken, kann dies weitreichende Folgen haben.

Welche Arten von Ohrerkrankungen und Entzündungen es gibt und wie man ihnen vorbeugen kann, habe ich euch in diesem Artikel zusammengefasst. Jedoch handelt es sich nicht immer um eine direkte Erkrankung, sondern häufig um Symptome, die durch andere Erkrankungen verursacht werden. Einige Ohrerkrankungen haben Auswirkungen auf unser Hörvermögen, wobei die Lebensqualität erheblich eingeschränkt wird.

Ohrerkrankungen

1 – Otosklerose

Das ist eine Knochenverhärtung, von der unsere kleinsten Knochen Steigbügel, Hammer und Amboss betroffen sind. Dadurch, dass die Schwingfähigkeit eingeschränkt ist, können die vom Trommelfell kommenden Schwingungen des Schalls nicht mehr weitergegeben werden. Häufige Symptome sind Schwerhörigkeit im Bereich der tiefen Töne. Durch einen Eingriff kann das Hörvermögen häufig wiederhergestellt werden.

2 – Barotrauma

Dies entsteht durch einen sehr starken Druckanstieg, wie z.B. beim Tauchen oder Fliegen. Dabei kommt es zu einem schmerzhaften Auswölben des Trommelfells, welches dann hochrot erscheint. Bei einem zu plötzlichen Druckanstieg kann es sogar zum Platzen des Trommelfells kommen. Dies führt anschließend zum Hörverlust und oft zur Mittelohrinfektion, wenn Wasser ins Ohr tritt. Ein Barotrauma heilt meistens mit der Zeit von allein.

3 – Paukenerguss

Vom Paukenerguss spricht man, wenn sich in der Paukenhöhle (Hohlraum hinter dem Trommelfell) Flüssigkeit bildet, welche nicht abfließen kann. Meistens äußert sich dies durch Symptome wie Druckgefühl oder Hörverlust. Vielfach leiden kleine Kinder an einem Paukenerguss. Das Sekret oder die Flüssigkeit fließt innerhalb von ein paar Tagen ab, sollte dies nicht der Fall sein, wird von einem Arzt ein Pauckenröhrchen in das Trommelfell gesetzt und anschließend ein Abfließen ermöglicht.

4 – Morbus Menière

Beim Morbus Menière kommt es zum Stau von Flüssigkeit im Hör- und Gleichgewichtsorgan. Dies führt zu einer Funktionsstörung der Sinneszellen. Oft äußert sich dies durch Schwindel, Hörverlust oder sogar Tinnitus, das allerdings nach einigen Minuten wieder abheilt. Je häufiger Morbus Menière auftritt, desto stärker werden die Symptome und desto länger halten sie an.

5 – Lagerungsschwindel

Der Grund für den Lagerungsschwindel sind kleine Ohrsteine (Otolithen oder Statolithen), die in die Bogengänge des Ohres gelangen. Diese Bogengänge gehören zum Gleichgewichtsorgan. Bei ruckartigen Bewegungen wird durch diese Steinchen ein Sog ausgelöst, der vom Gehirn als Bewegung registriert wird. Da andere Organe wie z.B. die Augen aber keine Bewegung melden, kommt es zu widersprüchlichen Reizen, was diesen Schwindel dann auslöst. Durch Bewegungsübungen durch einen Arzt werden alle Teilchen mithilfe der Schwerkraft aus dem Gleichgewichtsorgan heraus befördert.

6 – Usher-Syndrom

Diese erbliche bedingte Erkrankung hast du schon mal im Bereich der Augen gehört. Bei dieser Erkrankung kommt es zur Degeneration der Netzhaut und der Haarsinneszellen des Innenohres, sodass es zur Sehstörung und zu einem Hörverlust kommt. Bisher gibt es führt diese Erkrankung noch keine richtige Heilung. Mithilfe von Medikamenten kann der Krankheitsverlauf allerdings verlangsamt werden.

7 – Schallempfindungsschwerhörigkeit

Auch diese zählt zu den Ohrerkrankungen. Hierbei handelt es sich um eine Innenohrschwerhörigkeit. Durch eine eventuelle Schädigung, z.B. dauerhaften Lärm oder auch altersbedingt kommt es zur Degeneration der Haarsinneszellen und die ankommenden Schallsignale können nicht mehr richtig verarbeitet werden. Hier kann der Hörakustiker behilflich sein.

8 – Schallleitungsschwerhörigkeit

Bei dieser Art von Ohrkrankheit wird der Schall durch einen Defekt, unter anderem einer Fehlbildung der Gehörknöchelchen oder aber einer Verstopfung des Gehörganges, nicht richtig bis zu den Haarsinneszellen im Innenohr geleitet. Eine Schallleitungsschwerhörigkeit kann auch die Folge von einer Infektion sein. Auch hier kann der Hörakustiker behilflich sein.

9 – Knall oder Explosionstrauma

Durch einen sehr hohen Schalldruck auf das Ohr, kann es zur Schädigung des Innenohres kommen und zu einem Hörsturz führen. Durch etwa einen Knall kommt es zur Überreaktion des Stoffwechsels in den Haarsinneszellen. Das führt zum plötzlichen Hörverlust bis hin zum Taubheitsgefühl im Ohr. In den meisten Fällen klingt dies nach einer Zeit wieder ab, doch kommt es zum Riss im Trommelfell, bleibt der Hörverlust oft bestehen.

Schon gewusst? Krach kann krank machen, das weiß jeder. Doch wie schlimm, ist uns meistens gar nicht bewusst. In Europa sterben jährlich etwa 10.000 Menschen an der Folge von Krach und Lärm. Die Belastung wirkt sich auf Dauer auf unser Herz und Kreislauf aus und das löst Stressreaktionen aus, was bis zum Tode führen kann.

10 – Gehörgangsexostose

Dies wird häufig auch Surfer-Ohr genannt, da diese Erkrankung in vielen Fällen bei Wassersportlern auftreten. Es bilden sich gutartige, langsam wachsende Knochenwucherungen im äußeren Gehörgang, dadurch kommt es zu einem verengten Gehörgang, schmerzhaften Entzündungen bis hin zum Hörverlust.

Ohrentzündungen

Sie werden medizinisch „Oitis“ genannt. Oft treten Entzündungen bei Kindern auf, aber auch Erwachsene können sie bekommen. Die meisten Ohrentzündungen verschwinden in wenigen Tagen von selbst.

11 – Gehörgangsentzündung

Wird auch „Otitis externa“ genannt. Dies wird meistens durch eine Verletzung des Gehörgangs ausgelöst, zum Beispiel durch das Reinigen mit einem Wattestäbchen. Allerdings kann sich der Gehörgang auch durch Viren, Pilze oder Bakterien entzünden, die durch verunreinigtes Wasser in den Gehörgang gelangen, wie zum Beispiel in öffentlichen Schwimmbädern. Mit verschriebenen Antibiotika vom Arzt heilt die Entzündung in wenigen Tagen wieder ab.

12 – Entzündung der Ohrmuschel (Ohrmuschelperichondritis)

Dies ist eine Entzündung der Knorpelhaut am Ohr. Überwiegend sind hierfür Bakterien verantwortlich, die über Mikroverletzungen in die Haut gelangen. Auch können Ohrlöcher ein Grund für die Entzündung sein, sollten diese beim Stechen nicht vernünftig desinfiziert worden sein.

13 – Labyrinthitis (Otitis interna)

Labyrinthitis ist eine oft schmerzhafte Ohrerkrankungen, bei der das knöcherne Labyrinth im Innenohr entzündet ist. Das knöcherne Labyrinth besteht aus zwei Komponenten, der Hörschnecke und dem Gleichgewichtsorgan. Die Symptome können von Schwindel bis zur Schwerhörigkeit oder Geräuschen gehen und sollten unbedingt beobachtet werden.

14 – Akute Mittelohrentzündung

Dies ist eine der häufigsten Erkrankungen des Ohres und wird durch eine virale oder bakterielle Infektion verursacht. Die Entzündung verursacht üblicherweise plötzliche, starke Ohrenschmerzen. Kleinkinder sind besonders häufig betroffen, weil bei ihnen die Verbindung zwischen Mittelohr und Nasen-Rachenraum noch kurz ist. Erreger können daher leicht aus dem Rachen ins Ohr gelangen. Die Erkrankung heilt in den meisten Fällen von allein wieder ab und hinterlässt keine bleibenden Schäden.

15 – Chronische Mittelohrentzündung

Bei der chronischen Mittelohrentzündung handelt es sich um ein wiederholtes Auftreten von Entzündung im Mittelohr. Dies kann verschiedene Ursachen haben. Zum einen aufgrund von Schleimhauteiterung, bei der allein die Schleimhaut des Mittelohrs von einer Entzündung betroffen ist. Die geschieht häufig, wenn im Trommelfell ein Loch ist. Zum anderen kann die chronische Mittelohrentzündung auch für eine chronische Knocheneiterung stehen. Die ist selten und wird durch Cholesteatom (siehe unten) verursacht. Damit es nicht zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommt, sollte diese Art von chronischer Mittelohrentzündung unbedingt operiert werden.

Schon gewusst? Im Jahr 2019 gab es 25.972 Fälle einer chronischen Mittelohrentzündung, im Jahr 2022 sogar 26.522 Fälle.

16 – Neuritis Vestibularis (anhaltender Drehschwindel)

Zum anhaltenden Drehschwindel kann es kommen, wenn es zum Ausfall des Gleichgewichtsorgans auf einer Seite kommt, das meistens durch eine Entzündung im Gleichgewichtsnerv ausgelöst wird. Durch diese Entzündung gelangen die Information des Organes nicht mehr zum Gehirn. Auf der gesunden Seite kommen die Information aber noch an, was zum Ungleichgewicht führt. Diese Entzündung wird durch eine Infektion durch Viren, vermutlich Herpes, ausgelöst. Meistens legt sich der Schwindel nach einer Woche langsam wieder.

17 – Cholesteatom

Dies ist eine chronisch-eitrige Entzündung des Mittelohrs. Sie entsteht durch Einwucherung von Plattenepithel aus dem äußeren Gehörgang ins Mittelohr. Plattenepithel kann aus verschiedenen Gründen ins Mittelohr gelangen, z.B. durch ein Loch im Trommelfell, was daraufhin zu einem ständigen Entzündungsreiz führt. Die einzige Möglichkeit einer Heilung des Cholesteatom ist eine Operation.

18 – Mastoiditis

Diese Ohrerkrankung ist eine Entzündung im Warzenfortsatz. Auch sie entsteht durch eine Mittelohrentzündung. Hierbei handelt es sich um eine Infektion, bei welcher Bakterien vom entzündeten Mittelohr in den Warzenfortsatz gelangen. Um zu verhindern, dass sich auch benachbarte Teile im Schädelinneren entzünden.

Keine echten Ohrerkrankungen

Die meisten Ohrerkrankungen können problemlos bei Untersuchungen oder sogar Tests identifiziert werden. Beim Tinnitus und beim Hörsturz ist dies nicht ganz so leicht, denn in diesem Fällen ist meistens keine physische Ursache zu erkennen.

19 – Hörsturz

Ein Hörsturz ist ein plötzlich auftretende Innenohrschwerhörigkeit unterschiedlichen Schweregrades bis hin zur Taubheit. Meistens tritt dies nur einseitig auf und wird noch zusätzlich von einem Tinnitus begleitet. Die Ursache für einen Hörsturz ist noch nicht eindeutig bekannt. Allerdings spricht man meistens von lang anhaltendem Stress. In der Regel verschwindet dieser bei Erholung wieder. Jedoch sollte man direkt einen Arzt aufrufen, je eher der Hörsturz erkannt wird, desto höher die Heilungschancen.

20 – Tinnitus

Hierbei handelt es sich um verschiedene Ohrgeräusche. Diese werden häufig durch Stress hervorgerufen oder verstärkt. In manchen Fällen kann der Tinnitus wieder verschwinden, Entspannungsübungen können dabei helfen. Noch mehr über Tinnitus kannst du in diesem Artikel nachlesen.

Aber ganz egal, um welche Erkrankung der Ohren es sich handelt, es sollte immer mit dem Hals-Nasen-Ohrenarzt abgeklärt werden!